Im Langzeit-Test: Brawl Stars – Spaßiges Team-Spiel oder eine Arena für Mobbing?
Hallo!
Viele von Ihnen haben Kinder oder sind selbst Jugendliche, die gerne online spielen. Doch als Betreiber dieser Seite stelle ich mir immer eine entscheidende Frage:
Wie sicher sind diese digitalen Welten? Kann ich mein Kind dort unbeaufsichtigt spielen lassen?
Um das nicht nur theoretisch zu beantworten, habe ich mir eines der aktuell beliebtesten Mobile Games vorgenommen: Brawl Stars von Supercell. Über mehrere Wochen hinweg habe ich das Spiel nun intensiv für Sie getestet, bin Clubs beigetreten, habe unzählige Matches gespielt und die sozialen Dynamiken genau beobachtet. Mein Fokus lag dabei, wie immer, auf den potenziellen Mobbing-Gefahren.
Was ist Brawl Stars überhaupt?
Kurz gesagt ist Brawl Stars ein rasantes Multiplayer-Spiel für Mobilgeräte. In der Regel treten zwei Teams aus je drei Spielern in kurzen, actionreichen Runden gegeneinander an. Es gibt verschiedene Charaktere ("Brawler") mit einzigartigen Fähigkeiten und diverse Spielmodi. Das Spiel ist im Comic-Stil gehalten, es fließt kein Blut und die Atmosphäre wirkt auf den ersten Blick sehr kinderfreundlich.
Doch der Schein kann trügen. Wo immer Menschen online interagieren, gibt es leider auch ein Potenzial für negatives Verhalten. Und meine wochenlange Erfahrung hat gezeigt, dass Brawl Stars hier keine Ausnahme ist.
Wo die Mobbing-Gefahren in Brawl Stars lauern
Hier sind die Hauptrisikobereiche, untermauert mit direkten Beispielen aus meinem Test:
1. Die "Clubs": Das Epizentrum der Kommunikation
Spieler können "Clubs" beitreten, die als soziale Treffpunkte mit eigenem Text-Chat dienen.
- Das Risiko: Hier findet die direkteste Form des verbalen Mobbings statt.
- Beispiel aus dem Test: In einem meiner Clubs verloren wir ein wichtiges Ranglisten-Spiel. Unmittelbar danach erschienen im Club-Chat Nachrichten wie: "Max, wegen dir haben wir verloren! Du hast nur 2 Kills gemacht." und "Lern endlich zielen, Noob. Wir nehmen dich nicht mehr mit." Der Spieler "Max" war danach für Stunden offline. Solche direkten Angriffe in einer Gruppe können extrem verletzend sein.
2. In-Game-Kommunikation: Die Macht der "Pins"
Während eines Matches gibt es keinen offenen Chat mit zufälligen Mitspielern, sondern nur Emotes, sogenannte "Pins". Das ist prinzipiell eine gute Schutzmaßnahme.
- Das Risiko: Auch ohne Worte kann man verletzen. Der "Daumen runter"-Pin ist die Waffe der Wahl.
- Beispiel aus dem Test: Ich habe es unzählige Male selbst erlebt. In einem knappen Spiel machte ich einen kleinen Fehler, der zu einem Gegentor führte. Anstatt aufmunternder Signale erschienen sofort zwei "Daumen runter"-Pins meiner Teamkameraden über meinem Charakter. Dieses Gefühl des öffentlichen Anprangerns, selbst ohne Worte, ist enorm unangenehm und demotivierend. Es vermittelt klar die Botschaft: "Du bist der Schuldige."
3. Spiel-Sabotage und "Griefing"
Da Brawl Stars ein reines Teamspiel ist, ist man vom Verhalten seiner Mitspieler abhängig.
- Das Risiko: Mobbing kann hier durch gezielte Spiel-Sabotage stattfinden.
- Beispiel aus dem Test: Ein besonders frustrierendes Erlebnis hatte ich im Modus "Brawl Ball". Wir lagen vorne, und ein Mitspieler schnappte sich den Ball, lief vor das leere gegnerische Tor und anstatt zu schießen, drehte er sich nur im Kreis. Er wartete absichtlich, bis die Gegner ihn besiegten und uns den Ball abnahmen. Sein einziges Ziel war es, das eigene Team – und mich – zu sabotieren, vermutlich weil ihm eine frühere Aktion nicht gefallen hat.
4. Ausgrenzung aus Teams
Man kann sich mit Freunden oder Club-Mitgliedern zu festen Teams zusammenschließen.
- Das Risiko: Die soziale Ausgrenzung ist eine der häufigsten Mobbing-Formen.
- Beispiel aus dem Test: Mehr als einmal wurde ich in eine private Team-Lobby eingeladen, nur um kurz vor dem Start des Spiels ohne ein Wort wieder entfernt zu werden ("gekickt"), weil offenbar ein "besserer" Freund des Anführers online kam. Diese stille Zurückweisung ist die digitale Form der Ausgrenzung auf dem Schulhof: Man darf plötzlich nicht mehr mitspielen.
5. Der Sprung auf externe Plattformen (Discord, WhatsApp & Co.)
Viele Clubs organisieren sich zusätzlich über externe Apps wie Discord.
- Das Risiko: Hier verlässt das Mobbing den relativen Schutz des Spiels und wird persönlicher.
- Beispiel aus dem Test: In einem Club, dem ich beigetreten war, wurde ein Link zu einer Discord-Gruppe geteilt. Dort sah ich, wie ein Screenshot der unterdurchschnittlichen Statistik eines jungen Spielers aus unserem Club gepostet und mit lachenden Emojis kommentiert wurde. Jemand schrieb: "Kein Wunder, dass wir nie was gewinnen." Das Mobbing hatte das Spiel längst verlassen und war auf einer viel demütigenderen Ebene angekommen.
Was können Sie als Eltern tun? Ein praktischer Leitfaden
Brawl Stars zu verbieten, ist oft nicht die Lösung. Wichtiger sind Prävention und Begleitung.
- Sprechen Sie mit Ihrem Kind! Fragen Sie nicht nur, ob es gewonnen hat, sondern wie die Mitspieler waren. "War jemand gemein zu dir?", "Wie fühlst du dich im Club?".
- Nutzen Sie die Schutzfunktionen! Zeigen Sie Ihrem Kind, wie man im Spiel Spieler blockieren und melden kann. Man kann auch die gegnerischen und die Team-Pins stummschalten, um dem Emote-Spott zu entgehen.
- Wählen Sie den Club mit Bedacht! Schauen Sie sich den Club Ihres Kindes an. Gibt es dort Regeln? Wie ist der Umgangston im Chat? Verlassen Sie toxische Clubs sofort!
- Spielen mit echten Freunden: Die beste Erfahrung bietet Brawl Stars, wenn man es mit Freunden aus dem echten Leben spielt. So entsteht ein vertrautes und sicheres Team-Umfeld.
- Dokumentieren: Bringen Sie Ihrem Kind bei, von Beleidigungen im Chat Screenshots zu machen. Das hilft, wenn man das Problem beim Club-Leiter oder dem Spiele-Support melden möchte.
Fazit:
Brawl Stars ist im Kern ein gut durchdachtes und unterhaltsames Spiel. Die Entwickler haben durch den Verzicht auf einen offenen In-Game-Chat mit Fremden bereits eine wichtige Hürde gegen spontane Toxizität eingebaut.
Dennoch ist Brawl Stars nach meiner Testphase kein Spiel, bei dem man Kinder und Jugendliche komplett unbeaufsichtigt lassen sollte. Die Gefahren liegen weniger im Spiel selbst, sondern in den sozialen Strukturen, die sich darum bilden – allen voran die Clubs.
Hier können Gruppendynamiken entstehen, die, wie meine Beispiele zeigen, schnell zu Ausgrenzung und handfestem Mobbing führen.
Meine Empfehlung: Brawl Stars kann eine positive Erfahrung sein, wenn es in einem gesunden Umfeld und idealerweise mit bekannten Freunden gespielt wird. Es erfordert jedoch die aktive Begleitung durch die Eltern. Sprechen Sie über die Risiken, bleiben Sie ein ansprechbarer Partner und nutzen Sie meine Beispiele, um Ihrem Kind zu zeigen, worauf es achten muss. Dann überwiegt der Spielspaß die potenziellen Gefahren bei Weitem.